Dreissig Jahre danach: : Wiedersehen mit der wackeren neuen Welt

Huxley, Aldous, 1959
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Medienart Buch
Verfasser Huxley, Aldous Wikipedia
Systematik B - Belletristik Allgemein
Schlagworte Roman, Utopie
Verlag Piper Verl.
Ort München
Jahr 1959
Umfang 154 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage Orig. Ausg.
Sprache deutsch
Annotation Dreißig Jahre danach oder Wiedersehen mit der Schönen neuen Welt gliedert sich in ein Vorwort und zwölf Essays. Deren Gemeinsamkeit ist der Rückbezug auf das nicht ganz 30 Jahre zuvor publizierte Werk Schöne Neue Welt und speziell das ihm in späteren Auflagen beigeordnete Vorwort. In diesem Vorwort werden jene Gedanken dargelegt, die in den Essays näher ausgeführt werden. Die einzelnen, kapitelartig aufeinander folgenden Ausführungen tragen die Bezeichnungen Übervölkerung / Quantität, Qualität, Moralität / Überorganisierung / Propaganda in einer Demokratie / Propaganda in einer Diktatur / Verkaufskünste / Gehirnwäsche / Chemische Überredung / Unterbewußte Überredung / Hypnopädie / Erziehung zur Freiheit / Was lässt sich tun?.[3]

Die Kapitel- oder Essayüberschriften leiten von einem Thema zum anderen über und beleuchten jeweils einen bestimmten gesellschaftspolitischen Aspekt. Gemeinsamer Ausgangspunkt der Essays sind politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen der 1920er und 1930er Jahre, die Huxley kritisch sieht. Der gesellschaftspolitische Bogen spannt sich dabei von demographischen und bevölkerungssoziologischen Überlegungen über bevölkerungspolitische Reflexionen (Eugenik, Dysgenik) hin zu medienpolitischen Erwägungen im Hinblick auf propagandistische Maßnahmen in grundlegend unterschiedlichen politischen Systemen (Demokratie, Diktatur). Von dort erstreckt sich der Bogen auf Spezialprobleme der Beeinflussung wie Werbung, Indoktrination, medikamentöse (Psychopharmaka, Hormone) und psychologisch basierte Manipulationen und greift schließlich zwei Weisen von Erziehung auf: eine, die in Form der Hypnopädie oder Schlafschule einer sozialisierenden Heranziehung junger Menschen im Sinn einer Ausrichtung auf erwünschtes politisches Verhalten dient, und eine, die eine Erziehung zur Freiheit verfolgt. Der Schlussessay untersucht, was nötig sei, eine freie Gesellschaft einzurichten.

Die Essays enthalten eine Reihe von Zitaten, die Aldous Huxley nicht belegt. Einerseits war dies zum Zeitpunkt, zu dem die Essaysammlung entstand, auch in akademischen Kreisen nicht ungewöhnlich. Andererseits entbehren sie deshalb eines bedeutenden Kriteriums wissenschaftlichen Schreibens: ihr Inhalt, die Argumentation wird weniger leicht nachvollziehbar, die Literaturstellen können nicht oder nur mit Aufwand aufgefunden, nachgelesen und so kontrolliert werden. Dies ist im Zusammenhang damit zu sehen, dass Aldous Huxley kein universitär ausgebildeter Soziologie, Politologe oder Sozialwissenschaftler war. Der Grad an Wissenschaftlichkeit des Werks nimmt auch nicht dadurch zu, dass Huxley sich auf Aussagen von Wissenschaftlern beruft. Die mangels Belegbarkeit der Zitate allein schon lockere theoretische Fundierung von Huxleys Ausführungen verleiht ihnen einen Zug ins Spekulative und Visionäre; dies umso mehr, als eine wissenschaftlich überzeugende Herleitung oder stringente theoretische Fundierung seiner Prognosen fehlt. Im Rahmen eines Essays sind jedoch weder wissenschaftlich korrektes Zitieren noch schlüssige theoretische Ableitungen gefordert. Andererseits ist das Werk von einer Fiktion im Sinn einer Utopie oder einer Science-Fiction ebenso abzugrenzen.

Das als Essayband bezeichnete Werk stellt somit weder eine Fiktion noch eine wissenschaftliche Gesellschaftsanalyse und Prognose dar, sondern insgesamt einen größeren – ebenso zeitkritischen wie gesellschaftspolitischen – Essay, der sich in kleinere Kapitel oder Einzelessays auffächert und den Leser zu eigenen Reflexionen, den Wissenschaftler zu neuen Forschungen anzuregen vermag.