Annotation |
Der Pressetext des gerade erschienen Aufsatzbandes des Hamburger Instituts für Sozialforschung behauptet: "Was Rudi Dutschke noch mit klassenkämpferischer Diktion propagiert hatte, das wurde von dem Abenteurer, dem Auto- und Waffennarr Baader ohne großes ideologisches Federlesen praktiziert." Damit wird Rudi Dutschke, der Kopf der Studentenbewegung, in intime Nähe zu Andreas Baader, dem Kopf der RAF, gerückt. Hatte der als basisdemokratisch, sozial und gewaltfrei geltende Dutschke eine dunkle Seite, die jetzt aufgedeckt wird? Ja und nein, antwortet Wolfgang Kraushaar in seinem Aufsatz. So war der Studentenführer keineswegs so pazifistisch, wie er nach seinem Tod gerne verklärt wird, doch grenzte er sich stets von den Methoden der RAF ab. Seine Auseinandersetzung mit Gewalt war ausschließlich theoretisch. Trotzdem hat es sich das Buch zur Aufgabe gemacht, die Verbindungslinien zwischen Dutschke und der selbsternannten "Roten Armee Fraktion" zu untersuchen. Ein zweischneidiges Unterfangen, das zwar mit der linken Mythisierung der RAF aufräumt, an Stelle der Verklärung jedoch nur ihr Gegenteil setzt. Rudi Dutschke, der Gewalt gegen Menschen stets ablehnte, wurde selbst das Opfer terroristischer Gewalt, allerdings nicht von links sondern von rechts. Am Gründonnerstag 1968 schoss der Maler und Anstreicher Josef Bachmann ihn aufgestachelt durch eine Hetzkampagne in der Bild-Zeitung nieder. Er überlebte knapp, starb jedoch Weihnachten 1979 an den Spätfolgen des Anschlags. |