"Das siebte Kreuz" von Anna Seghers : Texte, Daten, Bilder

"Das siebte Kreuz" von Anna Seghers, 1993
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-630-61918-7
Beteiligte Personen Hilzinger, Sonja [Hrsg.] Wikipedia
Systematik Lit 273 - Vermischte Sammlungen
Schlagworte Flucht, Judenverfolgung, Drittes Reich, deutsche Literatur 1890-1945, Zwanzigstes Jhd., Exil, das siebte Kreuz, Seghers, Anna, Exilliteratur, Nationalsozialismus
Verlag Luchterhand
Ort Hasmburg
Jahr 1993
Umfang 222 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 2. Auflage
Reihe Sammlung Luchterhand
Reihenvermerk 918
Sprache deutsch
Verfasserangabe Sonja Hilzinger
Annotation Quelle: https://www.grin.com/document/70584 (08.03.2022)
Anna Seghers schreibt 1937 – 1939 in ihrem Pariser Exil an dem Roman „Das siebte Kreuz“. Im folgenden sollen die Umstände, in denen der Erzähltext entstanden ist, essayistisch dargestellt werden. Darauf folgt eine Textanalyse in chronologischer Form, anhand derer grundlegende Textmerkmale und deren Bedeutungshorizont geklärt wird. Ein besonderer Augenmerk wird auf den Solidaritätsanspruch, der sogar den Allmachtsapparat des Nationalsozialismus negieren kann, gelegt. Im Glauben an die Gerechtigkeit, so wird bei der Analyse des Textes deutlich liegt der Schlüssel zur Befreiung auf verschiedenen Ebenen – in Hitler-Deutschland, wie auch heute. Die Rezeptionsgeschichte muss besonders berücksichtigt werden, weil zur Analyse ein Zeitroman vorliegt, dessen Inhalte den Herrschaftsstrukturen mehr als kritisch gegenüber stehen und somit der Rezipient gezwungen ist Stellung zu beziehen. Hier entsteht eine besondere Dynamik, die Prozesse der Bewältigung und Auseinandersetzung auslösen, die sich im Umgang mit dem Roman widerspiegeln.

Die Schlussbetrachtung fasst zentrale Thesen auf und schafft eine Verbindung über Zeitgrenzen hinaus.

2. Entstehungsgeschichte
Mit der Machtübernahme Hitlers und den daraus resultierenden politischen Veränderungen fängt die „Epoche“ Exilliteratur an, die streng genommen keine epochenspezifischen Merkmale hat, weil sie nicht natürlich gewachsen ist. Für viele Schriftsteller, Dichter und Journalisten ist ein Leben in Nazi-Deutschland nicht mehr möglich und so teilen die Betroffenen die Vertreibung durch die Machthaber des Dritten Reiches.

Exilliteratur umfasst also jene Werke, geschrieben von Deutschen, aus Heimat und Muttersprache Vertriebenen.

Anna Seghers gehört zu jenen Vertriebenen. Sie wird 1900 als Netty Reiling in eine jüdisch-orthodoxe Familie geboren. Früh lernt sie lesen, schreiben und sich kritisch mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen.

„…, war ich oft krank, und dabei lernte ich verhältnismäßig früh lesen und dadurch auch schreiben.“[1]

Schon während der Schulzeit bezieht Anna Seghers, wenn auch vorerst indirekt bzw. unbewusst, Position zu selbst erkannter Ungerechtigkeit.

„Ich empfand den Unterschied zwischen reich und arm. Ich verstand, welche Rolle die Söhne aus Bürgerfamilien bei den Unruhen spielten. Ich verstand jetzt, was ein Streik war.“[2]

Der erste Weltkrieg tangiert die Familie in Mainz nicht extrem. Doch die sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen berühren Anna Seghers. Sie ist am „menschlichen“ interessiert, folgt dem Drang nach sozialer Gerechtigkeit und übt in ihren Werken Solidarität mit Unterdrückten aus.. Ihre Abstammung und ihre geistige Grundeinstellung bewegen sie schließlich dazu das Land zu verlassen.

Als Hitler 1938 zum Reichskanzler ernannt wird, Hindenburg die „Verordnung zum Schutz des deutschen Volkes“ erlässt und damit der Grundstein der absoluten Gewalt gelegt wird, indem die Presse-, Rede- und Versammlungsfreiheit massiv eingeschränkt wird, verlässt Anna Seghers mit ihrem Mann, dem Ungarn Laszlo Radvanyi das Land über die Schweiz nach Paris. Zur Schweizer Grenze bringen Anna Seghers Eltern die beiden Kinder: Peter und Ruth.

„Juni 1933: Wir haben unsere Kinder von der Grenze abgeholt. Wie Verrückte haben sie sich in unsere Arme geworfen, dort verharrten sie dann unbeweglich. Völlige, unendliche Sicherheit bei diesen unsteten Wesen, ihren Eltern, die doch selbst zu den obdachlosesten dieser Welt zählten, selbst von allen Stürmen hin- und hergeworfen wurden.“[3]

Zu dieser Zeit lebt noch die Hoffnung, dass die Herrschaft der Faschisten in absehbarer Zeit überwunden sein würde. Anna Seghers engagiert sich auch im Exil weiterhin für den Erhalt des Kulturerbes, die Aufklärung und hilft aktiv mit Plattformen für vertriebene Schriftsteller ins Leben zu rufen.

1940 flüchtet die Familie aus Europa nach Mexiko; erst ohne den Vater, der zwischenzeitlich in das südfranzösische Lager „Le Vernet“, im besetzten Frankreich, interniert wird. Später gelingt die Flucht über Marseille, Ellis Island (New York), Vera Cruz, Mexiko City.

Erst 1947 kehrt sie nach Deutschland zurück. Der Aufbau-Verlag beginnt mit der Veröffentlichung der Exilwerke. Hier erscheint „Das siebte Kreuz“ zum ersten Mal 1946 in Deutschland.